Wenn am Dienstag die Tür einer Vitrine aus irgendeinem Grund beschädigt wird, muss ich sie bis spätestens Freitag durch eine neue ersetzen können. Das kann mir keine Maschine abnehmen, auch keine CNC. Generell werden die Fristen im Objektgeschäft immer knapper. Deshalb sind für uns flexible Maschinen und flexible Mitarbeiter unabdingbar.
Felix Graf, Eigentümer

"Wenn Sie eine Spritzlackiermaschine kaufen, sind Sie in zwei Jahren pleite". Felix Graf lacht, als er seinen langjährigen Maschinenverkaufsberater und Bürkle Österreich-Vertreter Adalbert Lindner zitiert. Denn die Felix Graf GmbH mit Sitz in der niederbayerischen Gemeinde Zenting hat seit kurzem eine neue "ROBUSeco"-Spritzlackiermaschine von Bürkle, die einen perfekten Job macht. Die erste große Bewährungsprobe - ein Großauftrag mit über 25.000 Flächen - hat sie mit Bravour bestanden.

Felix Graf führt das 1955 von seinem Vater als Möbeltischlerei gegründete Unternehmen in zweiter Generation. In den 1990er Jahren richtete er das Leistungsspektrum systematisch auf Hotel- und Gastronomieeinrichtungen sowie den gehobenen Innenausbau aus. Die Referenzliste liest sich wie ein Führer durch europäische Sternehotels. Sie umfasst 4- und 5-Sterne-Hotels in Moskau, Berlin, Hamburg, München, Mallorca und zahlreichen Schweizer Destinationen. Von Bodenbelagsarbeiten über Wandgestaltungen, Malerarbeiten und umfangreichen Schränken bis hin zu Elektroarbeiten und Möbeln hat sich Graf bei seinen Marktpartnern als Komplettausstatter positioniert.

Information zum Kunden
Von der reinen Holzbearbeitung einer regional tätigen Bau- und Möbelschreinerei ging die Entwicklung der Felix Graf GmbH zum Hersteller kompletter Inneneinrichtungen und Spezialisten für die Hotellerie und Gastronomie im internationalen Maßstab. Organisch gewachsenes technisches Können und kontinuierlich aufgebautes Branchenwissen sind heute der Garant für herausragende Leistungen und außergewöhnliche Lösungen. Die Schreinerei setzt Visionen in die Tat um und schreckt vor keiner Herausforderung zurück. Durch die enge Zusammenarbeit mit ihren Kunden wird das Unmögliche möglich.

Die Oberflächenveredelung ist in diesem Geschäftsfeld von enormer Bedeutung. Graf erfüllt höchste Qualitätsansprüche für seine Kunden. Seit vielen Jahren setzt er Bürkle-Walzenlackiermaschinen mit UV-Trocknern ein. Das erklärt auch die eingangs zitierter Aussage von Adalbert Lindner. "Aus Qualitätsgründen waren wir und Lindner tatsächlich der Meinung, dass nur die Walzenlackierung das höchste Veredelungsniveau bieten kann. Darüber hinaus verfügen wir über drei Handspritzstationen für die unterschiedlichsten individuellen Lackieraufgaben und vor allem für unregelmäßig geformte Werkstücke", erklärt Graf. Gerade diese Handspritzplätze machten es notwendig, in zusätzliche Technik und Kapazitäten zu investieren. Zum einen sind kompetente Maler, die diese anspruchsvolle Handarbeit ausführen können, in Niederbayern rar gesät. Dann kam es zu einem Großauftrag im Rahmen der Komplettsanierung der "Grande Dame" in Bad Ragaz. Das Grand Hotel Quellenhof in der Schweizer Gemeinde Bad Ragaz feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Das Fünfsternehotel mit über 100 luxuriösen Suiten ist ein Aushängeschild der Schweizer Spitzenhotellerie. 20 Jahre nach der letzten umfassenden Renovierung des Hotels war es an der Zeit, einen "neuen Quellenhof" zu schaffen. Nach zwei Jahren Planung wurde das Hotel ab Februar 2019 komplett geschlossen. In einer 5-monatigen Bauzeit wurde es für 45 Millionen Schweizer Franken komplett renoviert. Beteiligt war Felix Graf.

Sein Unternehmen setzte sein ganzes Know-how als kompletter Innenausbauer für die Suiten ein. "Die geforderten 25.000 bis 30.000 Flächen bedeuten für uns, gut 12.000 m² unterschiedlichste Flächengeometrien individuell und mit hoher Flexibilität zu bearbeiten", beschreibt Felix Graf die Aufgabenstellung für diesen Teilbereich seiner Dienstleistungen. Schon während der Planungsphase für die Arbeiten in Bad Ragaz wurde klar, dass "es von Hand absolut nicht zu machen war.

Walzenbeschichtung würde aufgrund der Geometrien nicht funktionieren". Eine erste Besichtigung der auf der Holz-Handwerk-Messe in Nürnberg vorgestellten Spritzlackiermaschine "ROBUS" weckte Grafs Interesse an der Technologie. Mit Bürkle war sein Unternehmen bereits vertraut. Und das nicht nur wegen der Walzenauftragsmaschinen: Bereits 1969 wurde eine Furnierpresse aus Freudenstadt in der Graf-Werkstatt aufgestellt. Gemeinsam mit einem Anwendungstechniker der österreichischen Niederlassung seines Lacklieferanten, der Stuttgarter Lackfabrik Votteler in Wels, wurden im Bürkle-Technikum die Details besprochen.

Besonders wichtig war, dass die Spritzlackiermaschine "ROBUS" nicht nur zum Beschichten, sondern auch zum Beizen eingesetzt werden kann. Das Beizen von Oberflächen ist ein Verfahren, das immer seltener eingesetzt wird. Sie wird jedoch von Grafs Kundenkreis gewünscht, wenn es darum geht, die Optik von Edelhölzern besonders zu betonen. Die Bürkle-Spezialisten um Spritzlackier-Projektleiter Martin Brümmerstädt nahmen die Herausforderung an. "Bis dahin hatten wir keinerlei Erfahrung mit dem Beizen mit dem Spritzlackiersystem. Umso überraschter waren wir, dass wir in Zusammenarbeit mit Graf und Votteler sehr schnell zu guten Ergebnissen kamen", schildert Brümmerstädt die Ergebnisse der Versuche im Bürkle-Technologiezentrum.

Felix Graf hatte seine gewünschte Alternative und Ergänzung zum Engpass der manuellen Lackierung gefunden. Und nicht nur das: "Wir konnten unser bestehendes Personal für die Bedienung der Anlage einsetzen. Das dunkel gebeizte Nussbaumholz, das wir für die Vitrinen in den Suiten des Quellenhofs verwenden konnten, wäre von Hand in der gewünschten Ausführung gar nicht machbar gewesen. Die Oberfläche hat eine gleichmäßige, himmlische Qualität. Leider ist das Beizen eine aussterbende Kunst". Felix Graf wird fast sentimental, gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er von der Optik und Haptik der Oberflächenqualität spricht.

Graf ist kein Mann, der ein Blatt vor den Mund nimmt. Er spricht klar über seinen Markt, die Ausrichtung und Struktur seines Unternehmens sowie die Zusammenarbeit mit seinen Marktpartnern auf der Lieferantenseite. Sein Unternehmen ist fast ausschließlich im Objektgeschäft tätig. Diese Art von Geschäft erfordere ein sehr hohes Maß an Flexibilität, Engagement und Kreativität, ist der Firmenchef überzeugt. Entsprechend ist auch der Maschinenpark des Unternehmens aufgestellt. "Die weitgehende Automatisierung der Produktion nützt mir nicht viel", sagt er und hat ein praktisches Beispiel aus der Überholung der "Grande Dame" parat.

"Wenn am Dienstag die Tür einer Vitrine aus irgendeinem Grund beschädigt wird, muss ich sie bis spätestens Freitag durch eine neue ersetzen können. Das kann mir keine Maschine abnehmen, auch keine CNC. Generell werden die Fristen im Objektgeschäft immer knapper. Deshalb sind für uns flexible Maschinen und flexible Mitarbeiter unabdingbar", sagt Graf mit verständlicher Überzeugung. Ebenso klar ist seine Meinung zur Zusammenarbeit mit Marktpartnern. Ob mit den Spezialisten für die zu verwendenden Materialien, Farben und Lacke oder den Maschinenlieferanten. Graf macht keinen Hehl aus seinem Leitsatz

für die Beschaffung. "Maschinen kaufe ich meist aus dem Bauch heraus", erklärt er lachend. Wichtig sind ihm die persönliche Qualität der Beratung, die Glaubwürdigkeit des Unternehmens und die klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten zwischen den beteiligten Personen. Er möchte mit seinen Partnern auf Augenhöhe reden können. Beständigkeit von Menschen hat für ihn hohe Priorität. All dies scheint er in der Zusammenarbeit mit Bürkle gefunden zu haben - immer wieder seit 1969. Dazu passt auch ein Zitat von Rainer Maria Rilke, der in den 1920er Jahren mehrmals in Bad Ragaz zu Gast war und bei der feierlichen Eröffnung des Quellenhofs wie folgt zitiert wurde: "Bleiben Sie offen für Begegnungen, denn sie sind der Wert eines solchen traditionsreichen Hauses". Diese Begegnungen und Werte pflegt Felix Graf auch erfolgreich mit seinem Unternehmen und seinen Marktpartnern.

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